ODDSET Zukunftspreis: Fußball und Lernen im Paket

ODDSET Zukunftspreis: Fußball und Lernen im Paket

28. März 2014 Sportkreis Waldeck-Frankenberg 0

Fußball und Lernen
Erst lernen, dann kicken: Der Biebricher Fußballverein fördert seinen Nachwuchs in Kooperation mit einer Schule und der Stadt Wiesbaden. Vor allem Schüler mit Migrationshintergrund profitieren. Das Engagement der Wiesbadener Fußballer für die außersportliche Zukunft ihrer Nachwuchskicker wurde mit dem 3. Platz beim ODDSET Zukunftspreis und einem Geldpreis in Höhe von 6.000 Euro belohnt.

Heutzutage sollen Kinder mehr und schneller lernen, G8 und Ganztagsschulen lassen grüßen. Doch nicht alle Pennäler machen das mit links, speziell Kinder mit Migrationshintergrund und Defiziten in der deutschen Sprache tun sich häufig schwer.

Größte Jugendabteilung
Im Wiesbadener Stadtteil Biebrich sorgt sich ein Verein um ihr Wohl. Der Biebricher Fußballverein 02 ist nicht nur der Klub mit der größten Jugendabteilung im Fußballkreis Wiesbaden (rund 400 Mitglieder), er hat auch den höchsten Anteil von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund (rund 70 Prozent).

Der Verein sieht sich als „Gesamtprojekt“, und der zweite Vorsitzende Heinz-Jürgen Hauzel stellt fest: „Das können wir in dieser Konstanz zum Wohle des friedlichen Zusammenlebens in unserem Stadtteil nur sein, wenn wir immer wieder kleine Einzelprojekte vorantreiben.“

Wie das vor zweieinhalb Jahren gestartete Modell der Hausaufgabenhilfe für die Nachwuchsspieler. Damals habe man aus dem Sportamt der Stadt einen Tipp bekommen, dass für solche Maßnahmen Fördergelder zu bekommen seien, blickt Jugendwart Hartmut Steindorf zurück, der zusammen mit Jugendtrainer Thomas Nikelski das Projekt koordiniert. Mit der Idee im Gepäck überquerten die Blau-Weißen nur die Straße – direkt gegenüber der Dyckerhoff-Sportanlage liegt passender Weise die Wilhelm-Heinrich-von-Riehl-Schule, eine integrierte Gesamtschule.

Die Schulleitung war sofort Feuer und Flamme. Seit September 2011 können alle Nachwuchsspieler des FV Biebrich 02 aus den Schulklassen vier bis zehn und unabhängig vom Schulzweig an drei Tagen die Woche kostenfrei das Angebot der Hausaufgabenhilfe in Anspruch nehmen. Aufgrund der räumlichen Nähe gehen die Schüler nach der Lernförderung direkt zum Fußballtraining um 16.30 Uhr.

Unterrichtet wird in den Klassenräumen der Riehl-Schule, derzeit in Sechsergruppen und jeweils für 90 Minuten in der Zeit von 14.45 bis 16.15 Uhr. Das Betreuungspersonal bilden Lehramtsstudenten mit Unterrichtserfahrung, die von der Riehl-Schule koordiniert werden und über den Förderverein der Schule und aus Haushaltsmitteln der Stadt Wiesbaden finanziert werden.

Ziel: Guter Schulabschluss
Der Unterricht spricht gezielt schulische Schwächen in den Hauptfächern Deutsch, Englisch und Mathematik an, womit die Lernförderung über die reine Hausaufgabenbetreuung hinausgeht. Die Jugendlichen sollen zu einem guten Schulabschluss und zu einwandfreien Deutschkenntnissen geführt werden. „Nur so haben sie wirklich die Chance, in diesem Land in die Mitte der Gesellschaft zu gelangen“, unterstreicht Vorstand Hauzel.

Nicht immer folgt guten Taten gleich eine Rückmeldung. Das Feedback der Eltern auf das Angebot für die Kinder sei spärlich, berichtet Steindorf. „Von vielen hört man nie was. Die Leute kriegen einfach nicht mit, wie viel ehrenamtliche Arbeit in einem Verein geleistet wird. Über häufigere Rückmeldungen würden wir uns schon freuen.“ Die private Organisation von Nachhilfe würde schnell einen dreistelligen Betrag im Monat kosten, unterstreicht Steindorf den Wert des Angebots.

Soziale Verantwortung
Dennoch steht für den Verein, in dem einst Nationalspieler und Eintracht-Legende Jürgen Grabowski groß geworden ist, der ideelle Wert an erster Stelle. Gewissermaßen eine Selbstverständlichkeit ist die schulische Förderung der Jungkicker für den FV Biebrich 02. Der Verein übernimmt soziale Verantwortung und profitiert allein vom Werbeeffekt. „Davon, dass Kinder und Eltern weitererzählen, dass in unserem Verein sogar Nachhilfe angeboten wird“, sagt Hartmut Steindorf.

Er ist seit 35 Jahren Jugendleiter im Verein und weiß um den Wert eines kontinuierlichen Angebots. „Wir wollen Dinge tun, die wir regelmäßig tun können.“ Plant ein Trainer mit seiner Jugendmannschaft einen Wochenausflug in die Türkei, hat Steindorf so seine Probleme damit. Die Jungs sollten erstmal in den Odenwald und dann in den Schwarzwald, bevor eine Auslandsreise zur Debatte steht, findet er. Nicht zu früh große Erwartungen wecken – das entspricht viel eher dem Credo des bodenständigen Wiesbadener Traditionsvereins.
geschrieben von: Oliver Kauer-Berk

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