Rüstige Rentner und Studios
Das Wort vom „demografischen Wandel“ ist eine Zeit lang so inflationär verwendet worden, dass sich bei dem Thema eine gewisse Abstumpfung in den Vereinen breit gemacht hat. Aber der Wandel ist real. „Das ist kein Modebegriff“, sagte Rolf Müller, der Präsident des Landessportbunds Hessen (LSB), bei seinem Antrittsbesuch im Sportkreis Waldeck-Frankenberg. Weniger Mitglieder und mehr Schwierigkeiten, ehrenamtliches Personal zu rekrutieren, sind dabei zwei Seiten einer Medaille.
Müller räumte gleich mal ein Wunschbild ab: das von den „rüstigen Rentnern“, die als Sporttreibende wie als Vorstandsmitglieder die Lücken füllen, die die weniger werdenden jungen Leute hinterlassen – die Zahl der Pensionäre steigt ja in den nächsten Jahren, und sie gehen gesünder in den Ruhestand. „Wer bis zu seiner Pensionierung keinen Sport getrieben hat, wird es auch hinterher nicht tun“, verwies Müller auf ernüchternde Feststellungen des LSB.
Die gleiche Erkenntnis gilt für die Bereitschaft, Ehrenamtsjobs zu übernehmen. „Es gibt kein großes Potenzial an rüstigen Alten“, folgerte Müller. Sein Rat deshalb: viel enger mit den Schulen zusammenarbeiten, um dort die Mitglieder von morgen zu mobilisieren.
Skeptisch äußerte sich Müller zum Modell des Sportvereins als Betreiber eines Fitnessstudios. Der TSV Korbach hatte im vergangenen Jahr solche Pläne geschmiedet, und Sportkreischef Uwe Steuber ist davon überzeugt, dass zumindest große Vereine mit dem Angebot der „Mucki-Bude“ (die meistens keine mehr ist) dem Schwund der Mitglieder entgegentreten können, die sich dann bewegen wollen, wenn sie Zeit und Lust dazu haben.
„Wer’s kann, prima“, meinte Müller. Funktionieren werde das Vereinsstudio aber nur, wenn der Verein über genügend gut ausgebildete Physiotherapeuten verfüge und den Betrieb dauerhaft und nicht nur zu stark eingegrenzten Zeiten gewährleisten könne.