Elf neue Partnerschaften
Sportkreis-Kampagne „Schule und Vereine“: Selbst Müller staunt
Schulen und Vereine wollen anscheinend mehr Miteinander. Jedenfalls hat die Kampagne des Sportkreises Waldeck-Frankenberg für neue Partnerschaften die hochgesteckten Ziele erreicht.
Zehn Projekte wollte Sportkreis chef Uwe Steuber anstoßen und mit Geld aus einem Sonderprogramm „Schule und Verein“ des Landessportbunds Hessen (LSBH) finanzieren. Tatsächlich eingegangen sind elf Anträge – in zehn Fällen ist die Finanzierung gewährleistet, in dem weiteren zumindest zum Großteil. Selbst Rolf Müller, der Präsident des Landessportbunds Hessen (LSB), gab sich da beeindruckt: „Ein Wahnsinnsergebnis, das sie hier haben“, sagte er beim Antrittsbesuch in der Servicestelle des Sportkreises als Gast einer Sitzung des erweiterten Vorstands.
Steuber: Nachhaltig sein
Das Lob erhält Gewicht im Vergleich. Im benachbarten Sportkreis Schwalm-Eder sind drei neue Projekte beantragt worden. Die Zahlen nannte Sportkreis- Beisitzer Dieter Schütz, der die Kampagne mit Schützenhilfe des Schulsportbeauftragten Theo Schätte koordiniert hatte. „Die Zahlen zeigen, dass der Einsatz gefruchtet hat“, sagte Schütz.
Zu den elf Partnerschaften auf Betreiben des Sportkreises kommen drei weitere hinzu: Das hessische Kultusministerium finanziert im Rahmen des vor zwei Jahren modifizierten Landesprogramms „Schule und Verein“ im Landkreis jährlich genau drei neue Projekte für drei Jahre mit sinkenden Mitteln: Im ersten Jahr gibt es 800 Euro, dann 600, im dritten Jahr 400 Euro und danach die Hoffnung, dass die Beteiligten die Sache selber finanzieren.
Auf Nachhaltigkeit pochte auch Uwe Steuber für die via Sportkreis finanzierten Kooperationen. Er mahnte auch für die kommenden zwei Jahre die jeweils 10 000 Euro zweckgebundenen Mittel des LSBH an. Die Projekte laufen an Schulen mit Ganztagsangebot nachmittags für zwei Stunden die Woche und bilden fast flächendeckend im Landkreis eine ziemlich breite Palette von Sportarten ab. Sie reicht von Tennis oder Handball bis Voltigieren und sportart-übergreifenden Angeboten. Bisher stehen sie freilich erst auf dem Papier. „Sie müssen mit Leben gefüllt werden“, sagte Schütz.
Start nach den Ferien
Der Startschuss fällt nach den Sommerferien. „Dann müssen wir schauen, was sich realisieren lässt“, sagte Schütz, der nun auf „Stand-by-Modus“ umschalten, aber weiter Ansprechpartner bleiben will. Das ausgeschüttete Geld ist den jeweiligen Übungsleitern der beteiligten Sportvereine zugedacht. „Da kann man nicht von Bezahlung sprechen, der Idealismus steht ganz oben“, meinte Schütz. Ob die Übungsleiter besser eigens pädagogische Qualitäten mitbringen sollten, was der Waldecker Turngau-Vorsitzende Hartmut Schmidtke unter Hinweis auf eine andere Klientel als in der Vereinsarbeit anregte, blieb in der Runde umstritten. „Das war nie das große Problem“, sagte Theo Schätte nach achtjähriger Erfahrung auf dem Gebiet. Übungsleitern wird zwar eine Extraausbildung „Schule im Ganztag“ zur Vorbereitung angeboten.Verpflichtend ist sie allerdings nicht.
Was es sonst noch gab bei Müllers Besuch im Sportkreis:
Bildung: Müller brach eine Lanze für die dezentrale Ausbildung. „Das war eine Begründung für die Sportkreis-Fusionen.“ Für die Kritik von Matthias Schäfer an der zersplitterten Bildungslandschaft im LSB zeigte sich der Präsident offen – räumte aber auch fehlende Unterstützung bei Reformversuchen ein.
Sport und Verfassung: Sport als Staatsziel steht zwar seit 2002 in der hessischen Verfassung, doch für die Praxis der konkreten Sportförderung durch die Kommunen bedeutet das so gut wie nichts. Müller will jetzt die „Verbindlichkeit der Sportförderung“ zu einem Leitthema bis zum Sportbundtag im nächsten Jahr machen. Er kündigte Sportkreisforen mit Vertretern der Kommunen an.
Sportabzeichen: Müller hält von der Reform zum „Hundertjährigen“ des Sportabzeichens im vergangenen Jahr nicht so viel, daraus machte er in Korbach kein Hehl. Knut Holzapfel, einer der beiden Sportabzeichenbeauftragen im Landkreis, pflichtete ihm im Prinzip bei. Gerade mit der Neuauswahl der Disziplinen habe man „nicht unbedingt den Nagel auf den Kopf getroffen“ – gerade bei den langjährigen Teilnehmern. Die Rückgänge im vergangenen Jahr gingen aber vor allem auf das Konto der Schulen.
Sportportal: Das größte Projekt des Sportkreises, vorgestellt von Geschäftsführerin Kerstin Mühlhausen, fand die Anerkennung Müllers. Uwe Steuber gab sich derweil selbstkritisch, was den Bekanntheitsgrad von www. sport-wafkb.de angeht: „Es ist nicht in allen Köpfen, was man hier alles abholen kann.“
Bundesfinale: Der Haushaltsausschuss des Bundestags hat Pläne des Bundesinnenministeriums gestoppt, die Gelder für die Bundesfinals der schulsportlichen Wettbewerbe „Jugend trainiert für Olympia“ und „Jugend trainiert für Paralympics“ ab 2015 zu streichen. Wie Müller berichtete, fließen die Gelder im nächsten Jahr wieder in der bisherigen Höhe.